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Leben mit EGPA

Ernährung bei EGPA

Einfluss von Lebensmitteln auf entzündliche Erkrankungen wie der eosinophilen Granulomatose mit Polyangiitis

Zwischen Arztterminen, Symptommanagement, Medikamenten und den typischen Herausforderungen des Alltags vergisst man schnell, auch auf die richtige Ernährung zu achten. Doch die eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis (EGPA) spielt auch in der Küche eine wichtige Rolle. 

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"Kaum ein Thema löst bei Patienten mit Rheuma so viel Interesse aus wie die Frage nach "gesunder Ernährung". Und kaum ein anderes Thema wird wiederum auch so kontrovers diskutiert. Leider gibt es weiter kaum sichere Evidenz, dass eine spezielle "Rheuma Diät" einen antientzündlichen und damit positiven Effekt auf die Grunderkrankung hat. Nichtsdestotrotz sollten Ärzte Ihre Patienten unbedingt ermutigen und auch dabei unterstützen, gesunde und ausgewogene Ernährungsformen zu wählen. Hiermit wird sich nicht nur das Wohlbefinden der Patienten steigern lassen, sondern es werden auch die Risiken für zahlreiche Komorbiditäten reduziert."

Priv. Doz. Dr. med. Christof Iking-Konert, Stadtspital Zürich

Lebensmittel als Entzündungshemmer  

Lebensmittel allein sind zwar keine Heilmittel, jedoch kann eine passende Ernährung eine medikamentöse Therapie von Entzündungen in manchen Fällen unterstützen.1,2,3 So gibt es einige Lebensmittel, die als „natürliche Entzündungshemmer“ wirken können:3,4

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Gemüse und Obst
Brokkoli und Kohl sowie Vitamin-K-reiches Blattgemüse wie Spinat und Grünkohl können sich positiv auf die Entzündung auswirken. Auch die natürliche Farbe in roten Früchten wie Himbeeren, Brombeeren oder Kirschen kann den Heilungsprozess unterstützen.

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Vollkorngetreide
Vollkornbrot, Haferflocken, brauner Reis, und andere unraffinierte Getreidesorten enthalten viele Ballaststoffe und können ebenfalls entzündungshemmend wirken.

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Bohnen
Bohnen sind reich an Ballaststoffen und Antioxidantien sowie weiteren entzündungshemmenden Substanzen.

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Nüsse
In Nüssen ist eine gesunde Art von Fett enthalten, das Entzündungen hemmt: die sogenannten ungesättigte Fettsäuren. Es wird etwa eine Handvoll Nüsse am Tag empfohlen. Auch Leinöl, Olivenöl und Avocados können gute Quellen für diese Fette sein.

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Fisch
Fetthaltige Seefischarten wie Lachs, Thunfisch und Sardinen enthalten reichlich Omega-3-Fettsäuren, die Entzündungen bekämpfen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt pro Woche ein bis zwei Mahlzeiten mit Fisch.

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Kräuter und Gewürze
Bestimmte Kräuter und Gewürze verfeinern nicht nur den Geschmack, sondern liefern auch Antioxidantien und hemmen Entzündungsbildungen. Kurkuma und Knoblauch sind nur zwei Beispiele.

Tipp

Achte auf ein gutes Verhältnis der verschiedenen Lebensmittel. Beobachte dein Wohlbefinden und deine Symptomlast während einer Ernährungsumstellung besonders genau. Sprich Auffälligkeiten zeitnah bei deinem Arzt an. Ein Tagebuch kann dir helfen, den Überblick zu behalten.

Wichtige Nährstoffe kurz erklärt

Antioxidantien

Antioxidantien, sind ein wichtiger Schutz der Zellen. Im natürlichen Stoffwechselprozess entstehen sogenannte freie Radikale, die mit anderen Molekülen reagieren und dadurch Zellen schädigen können. Äußere Einflüsse wie Zigarettenrauch, Alkohol, UV-Licht oder Schadstoffe in der Umwelt können dazu führen, dass vermehrt freie Radikale gebildet werden. Diese können zu langfristigen Zellschäden oder Erkrankungen führen. 

Antioxidantien greifen hier ein. Dabei machen sich die „Radikalfänger“ unterschiedliche Strategien zu nutze. Während manche Antioxidantien direkt mit freien Radikalen reagieren und sie so blockieren, schützen andere die Zellen indirekt. Sie stärken die Zellmembran, beeinflussen den Stoffwechsel oder sind Bestandteil nützlicher Enzyme. 

Es gibt viele verschiedene Antioxidantien, die in unterschiedlichen Lebensmitteln vorkommen. Zum Beispiel: 

  • Vitamine (z. B. Vitamin B2, Vitamin C und Vitamin E)
  • Mineralstoffe (z. B. Zink, Selen und Eisen)  
  • sekundäre Pflanzenstoffe (z. B. Carotinoide, Flavonoide und Resveratrol)

Ballaststoffe

Ballaststoffe kommen zum Beispiel als Fasern in pflanzlichen Lebensmitteln wie Bohnen vor. Diese Nahrungsfasern sind unverdaulich, das heißt, sie werden im Dünndarm nicht zersetzt, sondern gelangen unverdaut durch den Magen-Darm-Trakt. Daher stammt auch der Name. Früher nahm man an, dass sie keinen Nährwert bieten, sondern nur „Ballast“ in der Nahrung seien. Doch heute weiß man, wie wichtig sie sind! Sie bewirken: 

  • Blutzuckerregulierung
  • Cholesterinsenkung 
  • Darmgesundheit
  • Sättigungsgefühl 
  • Schutz vor Bluthochdruck
  • Schutz von Herz und Gefäßen

Ballaststoffreiche Lebensmittel beugen daher zahlreichen Erkrankungen vor. Von Übergewicht, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes bis hin zu Darmkrebs. Sie sind meist in Vollkornprodukten, Wildreis, Hülsenfrüchten, Kartoffeln, Gemüse und Obst enthalten.

Ungesättigte Fettsäuren

Ungesättigte Fettsäuren werden allgemein als „gute Fette“ verstanden. Dazu gehören einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Einfach ungesättigte Fettsäuren wie beispielsweise Omega-9 sind wichtig für die Vitaminaufnahme im Körper und können außerdem den Cholesterinspiegel senken. Einfach ungesättigte Fettsäuren sind vor allem in Nüssen, Avocados und manchen pflanzlichen Ölen wie Olivenöl enthalten. 

Mehrfach ungesättigte Fettsäuren sind wichtig für gesunde Zellwände, das Gehirn und einen gesunden Blutdruck. Zu dieser Gruppe gehören Omega-6 und Omega-3-Fettsäuren. Wir selbst können diese Fettsäuren in unseren Körpern nicht herstellen. Daher müssen wir sie mit der Nahrung aufnehmen. Omega-6 ist zum Beispiel in Sonnenblumenöl, Milchprodukten, Fleisch und Omega-3 in Leinöl und fetten Fischarten enthalten. 

Aber Achtung! Zu viel Omega-6 kann Entzündungen fördern.

Omega-3-Fettsäuren

Omega-3-Fettsäuren sind wahre Multitalente – sie fördern das Gedächtnis, unterstützen die Zellstabilität, senken den Cholesterinspiegel im Blut, stärken das Immunsystem und wirken gegen Entzündungen. Daher sollte Omega-3 auf der täglichen Speisekarte nicht fehlen.

Man unterscheidet zwischen drei Arten von Omega-3-Fettsäuren: 

  1. Eicosapentaensäure (EPA)
  2. Docosahexaensäure (DHA) 
  3. Alpha-Linolensäure

EPA und DHA sind nur in fettreichem Seefisch oder bestimmten Algen enthalten. Die Alpha-Linolensäure ist in pflanzlichen Lebensmitteln wie Lein- oder Rapsöl, Leinsamen und Walnüssen zu finden.

Omega-6-Fettsäuren

Einige haben vielleicht schon einmal davon gehört: Omega-6 kann Entzündungen fördern. Aber auch Omega-6 spielt eine wichtige Rolle in der Ernährung. Wie so oft kommt es dabei auf die Verhältnismäßigkeit an. Man spricht hier von der „Omega-Balance“.

Diese Balance ist bei vielen von uns verschoben. Statt einem optimalen Verhältnis von 5 zu 1 – mit fünf Teilen Omega-6 und einem Teil Omega-3 – ernähren wir uns eher in einem Verhältnis zu 15 oder 20 zu eins. Es herrscht also zum Beispiel durch zu viele Kuhmilch-Produkte ein starkes Ungleichgewicht durch zu viel Omega-6 in unserer Ernährung. Menschen mit EGPA sollten den Anteil von Omega-6 in der Ernährung möglichst reduzieren.

Empfehlungen für eine ausgewogene Ernährung unabhängig von EGPA findest du hier.

Du möchtest entzündungsfördernde Lebensmittel reduzieren oder vermeiden? Hier findest du eine Liste mit Lebensmitteln, die Entzündungen fördern.

Tipps für einen gesunden Alltag

Neben entzündungshemmenden Lebensmitteln sollten folgende Tipps beachtet werden:

Ausgewogene Ernährung

Auf die Mischung kommt es an! Behalte das optimale Verhältnis der immer im Blick. Tipps zu einer ausgewogenen Ernährung bietet unter anderem die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.

Ausreichend Trinken

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) empfiehlt, täglich etwa 1,5 Liter ungesüßte Getränke wie Wasser, Kräuter- oder Früchtetee zu trinken. Bei Hitze oder körperlicher Anstrengung kann der Bedarf höher sein.3,5 Auch Schwarztee und Kaffee enthalten anti-entzündliche Substanzen, sollten jedoch in Maßen genossen werden. 

Dir fällt es schwer, genug zu trinken? Oft hilft es, das Getränk vor Augen zu haben. Stelle dir schon am Morgen genug bereit, um über den Tag versorgt zu sein, oder gewöhne dir an, zu jeder Mahlzeit ein Glas Wasser zu trinken.5

Aber Vorsicht! Auch zu viel Wasser kann gefährlich sein und in besonders schweren Fällen gesundheitliche Schäden nach sich ziehen. Von übermäßiger Flüssigkeitszufuhr als Teil einer „Entgiftung“ wird daher dringend abgeraten.6

Umstritten ist der Konsum von Alkohol. Zwar gibt es Studien, die auf mögliche positive Wirkungen auf manche entzündliche Erkrankungen hinweisen, allerdings bringt Alkohol immer auch ein gesundheitliches Risiko mit sich.2,7 Zudem können manche notwendigen Medikamente die Leber belasten. Zusätzlicher Alkoholkonsum kann das Risiko für Leberschäden weiter erhöhen.

Schonende Zubereitung

Um möglichst viele Nährstoffe zu erhalten, sollten sie nur mit geringer/kurzer Hitze zubereitet werden. Dünsten oder Dampfgaren sind dafür besonders geeignet. Sind Lebensmittel verbrannt? Dann haben sie auf dem Teller nichts mehr verloren! Denn sie können möglicherweise gesundheitsschädlich Stoffe enthalten.

Achtsam essen und trinken

Unterwegs ein Brötchen auf die Hand oder das Mittagsessen ganz schnell noch vor dem nächsten Termin einschieben – in unserem Alltag wird Essen schnell zur Nebensache. Umso wichtiger ist es, sich den eigenen Umgang mit Ernährung wieder bewusster zu machen.  

Das kannst du tun, um achtsamer zu Essen:8-10

  • Plane regelmäßige Mahlzeiten 
  • Versuche, nicht gestresst zu essen
  • Vermeide Ablenkung z. B. durch Fernseher oder Radio
  • Achte auf eine Portionsgröße, die zu dir passt 
  • Nimm dir Pausen, um dein Essen zu genießen  
  • Achte auf dein Hunger- und Sättigungsgefühl

Ziele setzen

Gute Vorsätze scheitern meist an der Umsetzung. Statt vager Vorsätze kann es helfen, sich einen konkreten Plan zu machen:

  • Was möchte ich die nächsten 7 Tage essen?  
  • Gibt es Lebensmittel, die noch nicht ausreichend oder die zu viel in meinem Essensplan vorkommen?
  • Wie muss ich den Einkauf und die Zubereitung planen? 

Diese Fragen können mit einem konkreten Wochenplan geklärt werden. So behält man den Überblick über die Ernährung und kann entspannter in die Woche starten.

Ernährungsverhalten analysieren

Ein Tagebuch kann helfen, dem eigenen Essverhalten besser auf den Grund zu gehen und Muster zu erkennen. Möglicherweise beeinflusst der berufliche oder private Alltag die Ernährung oder die Symptomlast der Erkrankung erschwert das Kochen. Indem man das eigene Verhalten und individuelle Hürden analysiert, kann man gezielt nach Lösungen suchen.

Auch die Auswirkungen bestimmter Lebensmittel auf die Symptomlast können mithilfe eines Tagebuchs genauer beobachtet werden. Das Tagebuch kann außerdem eine gute Gedächtnisstütze beim nächsten Arztbesuch sein.

Ernährungsberatung

Eine Ernährungsumstellung kann eine große Herausforderung sein. Neue Gewohnheiten und viele neue Informationen können dabei schnell überfordern. Eine Ernährungsberatung kann Fragen beantworten und mit praktischen Tipps unterstützen. 

Eine Ernährungsberatung wird in vielen Fällen teilweise oder ganz von der Krankenkasse übernommen. Dein Arzt oder deine Krankenkasse können dich bei den nötigen Schritten beraten.

Das Immunsystem in Alarmbereitschaft

Manche Lebensmittel können eine erhöhte Immunaktivität hervorrufen. Sie enthalten bestimmte Bestandteile, die über den Verdauungstrakt in das Lymphsystem und ins Blut geraten können. Dort werden sie von den Zellen des Immunsystems fälschlicherweise als Gefahr erkannt und angegriffen. Es kommt in der Folge zu einer Entzündungsreaktion.Menschen mit chronisch entzündlichen Erkrankungen sollten folgende Lebensmittel möglichst reduzieren oder vermeiden:4,11

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Weißmehlprodukte

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Zucker

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Fleisch und Wurst

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Kuhmilch-Produkte

2

Frittierte Gerichte

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Alkohol

Manche Lebensmittel und Medikamente passen nicht zusammen

Neben Begleiterkrankungen sollten auch mögliche Wechselwirkungen zwischen bestimmten Lebensmitteln und Medikamenten beachtet werden.1 Ein Arzt oder Apotheker kann bezüglich möglicher Wechselwirkungen mit Medikamenten beraten.

Referenzen

1. Adam, O. Schweizer Zeitschrift für Ernährungsmedizin 3 (2023): 14-18.

2. https://dgrh.de/Start/Publikationen/Empfehlungen/Komplement%C3%A4re-Methoden/Empfehlungen-zur-Mediterranen-Ern%C3%A4hrung.html. Letzter Zugriff am 30.08.2023.

3. https://dgrh.de/Start/Publikationen/Empfehlungen/Komplement%C3%A4re-Methoden/Empfehlungen-zur-Modifikation-der-Ern%C3%A4hrung.html. Letzter Zugriff am 30.08.2023.

4. https://www.webmd.com/diet/anti-inflammatory-diet-road-to-good-health. Letzter Zugriff am 20.07.2023. 

5. https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/Broschueren/Kompassernaehrung/kompass-ernaehrung-1-2021.pdf. Letzter Zugriff am 01.08.2023.

6. https://www.uniklinik-freiburg.de/giftberatung/aktuelle-themen/lebensgefahr-durch-uebermaessiges-trinken-im-vergiftungsfall.html. Letzter Zugriff am 01.08.2023.

7. GBD 2016 Alcohol Collaborators. Lancet 2018; 392: 1015–35. Letzter Zugriff am 01.08.2023.

8. https://eatsmarter.de/blogs/live-smarter/achtsam-essen. Letzter Zugriff am 01.08.2023.

9. https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Achtsam-essen-Wie-funktioniert-es-was-bringt-es,achtsamessen100.html. Letzter Zugriff am 01.08.2023.

10. https://www.bzfe.de/ernaehrung/ernaehrungsberatung/beratungspraxis/achtsam-essen-haltung-oder-methode/. Letzter Zugriff am 01.08.2023.

11. https://www.geo.de/wissen/ernaehrung/entzuendungsfoerdernde-lebensmittel--das-sollten-sie-meiden-31630226.html. Letzter Zugriff am 21.07.2023.

NP-DE-MPL-WCNT-230028, Sep23